Muster

Bei Geschäftsmodellmustern oder -typen handelt es sich im Wesentlichen um generelle Beschreibungen der Funktionsweisen von Geschäftsmodellen. Ihr wesentliches Charakteristikum als grundlegende Vorgaben ist deren Ähnlichkeit in Bezug auf Konfiguration, Struktur und Aufbau der Modellbausteine. Als globale Gestaltungshilfen sind diese Muster unabhängig von Branchen und Organisationsgrößen, also mehr oder weniger allgemeingültig, definiert. Demzufolge können jeweils geeignete Geschäftsmodellmuster durch geschickte Ausgestaltung und Anpassung prinzipiell in jedem Unternehmen oder jede Organisation Anwendung finden. Bekannte Geschäftsmodelle sind Freemium, Multi-sided Platforms (mehrseitiges Plattformmodell), Long Tail (langer Schweif oder Rattenschwanz), Unbundling (Entflechtung), Razor and Blade (Rasierklingen- oder Lockvogelmodell) und viele mehr.


Freemium (free und premium)

Beim Freemium-Geschäftsmodell wird die Grundversion eines Angebots gratis zur Verfügung gestellt (free). Diese meist werbefinanzierten Basisangebote werden durch kostenpflichtige Premium- oder Zusatzdienste (premium) erweitert. Dank der kostenlosen Grundversion erfreuen sich Freemium-Geschäftsmodelle in der Regel sehr schnell einer breiten Nutzergemeinde. Aus diesen Konsumentengruppen rekrutieren sich mitunter zahlreiche Nutzer des kostenpflichtigen Premiumangebots.

Long Tail (Nischenprodukte oder Rattenschwanz)

Im Falle von sogenannten Long-Tail-Geschäftsmodellen werden geringe Stückzahlen einer sehr großen Anzahl von Einzelprodukten verkauft. Demzufolge zielt dieses Model auf den Verkauf einer Vielzahl von Nischenprodukten ab, die in Summe durchaus einen ähnlich großen Umsatz wie der Handel mit einer kleinen Zahl von Bestsellern generieren könnte..

Multi-sided Platform (mehrseitiges Plattformmodell)

Bei Multi-sided Platforms (mehrseitige Plattform-Geschäftsmodelle) interagieren zwei oder mehr unabhängige Nutzergruppen über eine Plattform miteinander. Der Nutzen des Geschäftsmodells für die eine Gruppe entsteht erst durch die Präsenz der anderen Gruppe. Demzufolge schöpfen diese mehrseitigen Plattformen ihren Wert aus ihrer Fähigkeit, den Netzwerkeffekt für sich zu aktivieren.

Open Business Model

Offene Geschäftsmodelle dienen der Schöpfung von Mehrwert mittels systematischer Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner. Dabei setzen Unternehmen, die Open Business Model konsequent anwenden, auf Wertschöpfung durch Öffnung. Diese kann sogar dazu führen, dass nicht durch das eigene Unternehmen genutzte Ideen oder Güter Dritten (innerhalb des Verbundes) zur Verfügung gestellt werden.

Razor and Blade (Rasierklingen- oder Lockvogelmodell)

Unter Razor and Blade – in der Literatur mitunter auch als Köder und Haken (Bait-and-Hook) bezeichnet – wird ein Geschäftsmodellmuster verstanden, bei dem ein attraktives, günstiges oder sogar kostenloses Ausgangsangebot mit der Absicht in den Markt gebracht wird, Kunden zu zukünftigen Käufen von mit dem subventionierten Basisprodukt zusammenhängenden Produkten oder Dienstleistungen zu animieren. Demnach fungiert das Basisprodukt als Köder oder Lockvogel für den lukrativen Vertrieb der Zusatzangebote oder Verbrauchsmaterialien, die zur weiteren Nutzung des Basisprodukts benötigt werden.


Geschäftsmodelle entwickelnProf. Oliver Gassmann und seine Co-Autoren haben im Rahmen ihrer Forschungsarbeit insgesamt 55 unterscheidungsfähige Geschäftsmodellmuster identifiziert und diese im Buch „Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator“ aufbereitet. Zentraler Bestandteil des Buches ist eine mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis unterfütterte Übersicht der von Gassmann et al. ermittelten 55 Geschäftsmodellmuster.


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